Fünf Jahre nach dem Start von KfW Capital als "VC-Fondsinvestor aus Verantwortung" liegt das bisher wohl ereignisreichste Jahr unserer noch jungen Geschichte hinter uns. Auch die Vorjahre, mit beispielsweise der Strukturierung und anschließenden Durchführung der Corona-Start-up-Hilfen (2020) oder der Konzeption und anschließenden Umsetzung und Koordination des Zukunftsfonds des Bundes (2021) hatten ihre ganz speziellen Herausforderungen. Doch 2023 haben wir unsere Aktivitäten nochmals deutlich ausgeweitet: Wir haben neue Investment-Faszilitäten im VC-Markt eingeführt sowie Akademien und Trainings zur inhaltlichen Weiterentwicklung des VC-Ökosystems veranstaltet. Mit dem Wachstumsfonds Deutschland haben wir im Auftrag des Bundes zum ersten Mal einen VC-Dachfonds aufgelegt. Dabei ist es uns gelungen, in einem sehr anspruchsvollen Umfeld das Zielvolumen von 1 Milliarde Euro zu erreichen und damit neue, institutionelle Kapitalgeber für die Assetklasse Venture Capital zu gewinnen.
Mit unserem Jahresrückblick verabschieden wir uns vom Jahr 2023. Auch im Jahr 2024 bleibt unser Ambitionsniveau hoch, um die Finanzierungsbedingungen innovativer Start-ups und Technologieunternehmen in Deutschland durch ein erstarktes VC-Ökosystem zu verbessern.
KfW Capital feierte am 15. Oktober 2023 den 5. Geburtstag - Anlass für einige Wirkungszahlen des "VC-Fondsinvestors aus Verantowrtung": Bis zu diesem Tag hat sich KfW Capital mit Unterstützung des ERP-Sondervermögens, des Zukunftsfonds und mit Mitteln der KfW an über 100 VC-Fonds mit mehr als 1,9 Milliarden Euro beteiligt. Die VC-Fonds, an denen KfW Capital beteiligt ist, investieren mehr als das 4-fache des von KfW Capital eingebrachten Kapitals in Start-ups und innovative Tech-Unternehmen in Deutschland.
"Für die Gründung von KfW Capital hätte es im Rückblick keinen besseren Zeitpunkt geben können. Die Dringlichkeit der nachhaltigen Transformation ist seit 2018 stetig deutlicher geworden und damit auch die Notwendigkeit, den VC-Markt zu stärken, um die Finanzierungssituation von innovativen Technologieunternehmen und Start-ups zu fördern. KfW Capital ist verlässlicher und professioneller Partner des gesamten VC-Ökosystems, in konjunkturell guten wir auch in schwierigen Zeiten", sagt Dr. Jörg Goschin anlässlich des Jubiläums.
Der bis zum Jahr 2030 auf 10 Milliarden Euro anwachsende Zukunftsfonds des Bundes hat zum Ziel, die Wachstumskapitalfinanzierung bis zum Jahr 2030 und darüber hinaus deutlich auszubauen - durch die öffentlichen Mittel, aber zusätzlich auch durch die Mobilisierung von privaten Mitteln. Profitieren werden durch die verschiedenen Bausteine des Zukunftsfonds insbesondere Start-ups in der Wachstumsphase mit hohem Kapitalbedarf. Durch zusätzliche Mittel aus dem ERP-Sondervermögen, vom EIF, von der KfW und von privaten Investoren wird die ursprüngliche Summe gehebelt. KfW Capital koordiniert im Auftrag des Bundes den Zukunftsfonds in enger Abstimmung mit dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Bundesfinanzministerium. Das Résumé zum Ende des Jahres 2023: Bereits neun Bausteine des Zukunftsfonds sind umgesetzt, rund 8,5 Milliarden Euro stehen für VC-Fonds und Start-ups zum Abruf bereit und mehr als 2,2 Milliarden Euro wurden bereits an private Fonds und private Unternehmen zugesagt.
KfW Capital selbst setzt bislang folgende Zukunftsfonds-Module um:
Mit Mitteln der KfW investiert KfW Capital seit diesem Sommer über die neue "Green Transition Facility" (GTF) in VC-Fonds, die einen Fokus auf den Bereich "Climate Tech" und angrenzende klimarelevante Themenfelder haben. Für diese Faszilität stehen insgesamt 100 Millionen Euro zur Verfügung: "Die Energiekrise hat es verdeutlicht: Innovationen im Energiesektor sind zwingend notwendig, um alternative, effiziente und preislich attraktive Lösungen für Energiequellen zu finden und somit unseren Wohlstand sowie unsere Wettbewerbsfähigkeit langfristig sicherzustellen. Die KfW Bankengruppe hat sich daher zur Aufgabe gesetzt, die nachhaltige Transformation auch durch Innovation und Unternehmerinnen-/Unternehmertum maßgeblich voranzubringen", sagte Stefan Wintels, Vorstandsvorsitzender der KfW Bankengruppe und Aufsichtsratsvorsitzender von KfW Capital, zum Start des Programms. Das Programm stellt eine neue Maßnahme im Rahmen des Zukunftsfonds dar und zahlt auf die Start-up-Strategie des Bundes ein, insbesondere auf die dort genannten "Innovations- und Transformationsbreiche".
KfW Capital hat mit dem erfolgreichen Abschluss des Fundraisings im November das Zielvolumen von 1 Milliarde Euro für den Wachstumsfonds Deutschland erreicht und damit einen weiteren wesentlichen Baustein des Zukunftsfonds des Bundes ins Leben gerufen. Der Wachstumsfonds Deutschland gehört zu den größten VC-Dachfonds, die jemals in Europa aufgelegt wurden - und speist sich mehrheitlich aus privaten Mitteln. Denn zu den Investoren gehören neben Bund und KfW Capital über 20 institutionelle Investoren, darunter Versicherer, Versorgungswerke, Stiftungen, Vermögensverwalter und große Family Offices. Der Wachstumsfonds, für den KfW Capital als Anlagevermittler und -berater agiert, investiert gemeinsam mit weiteren Investoren in VC-Fonds mit Anlageschwerpunkt in Europa und Deutschland. Der Zugang zu dringend benötigtem Wachstumskapital wird für Start-ups und innovative Technologieunternehmen deutlich verbessert, der Innovationsstandort Europa und Deutschland gestärkt.
Seit Mitte Oktober investiert KfW Capital mit der "Emerging Manager Facility" (EMF) in kleiner VC-Fonds, die von Frauen oder geschlechtervielfältig aufgestellten Teams gemanagt werden. Dabei handelt es sich oft auch um sehr junge Teams, die erstmals in den VC-Markt eintreten ("Emerging Manager"). Wie bei allen anderen Programmen investiert KfW Capital nach erfolgreichem Abschluss einer marktüblichen Due Diligence zu den gleichen Bedingungen wie private Fondsinvestoren in die VC-Fonds der Emerging Manager. Die EMF hat ein Volumen von 200 Millionen Euro bis 2030 und ist ein weiterer wichtiger Baustein des Zukunftsfonds des Bundes, den KfW Capital in dessen Auftrag operativ managt.
Zum zweiten Mal vergab KfW Capital den KfW Capital Award in den Kategorien "Best Female Investor" und "Best Impact Investor". Itziar Estevez, Partnerin beim VC-Fonds Iris Capital, erhielt während der feierlichen Preisverleihung am 19. Oktober 2023 die Auszeichnung "Best Female Investor", Tim Schumacher vom Climate Fund "World Fund" die des "Best Impact Investors". 'Female Investing' und 'Impact Investing' sind beides Schlüsselthemen mit viel Potenzial für eine nachhaltige Stärkung des VC-Ökosystems. Mit den KfW Capital Awards zeichnet KfW Capital herausragende Investoren im VC-Markt aus und lenkt somit die Aufmerksamkeit auf die Relevanz von 'mehr Diversität' und 'mehr Impact'.
Erstmals stiftete KfW Capital in diesem Jahr mit den "KfW Capital Fellowships Women in VC" zwei Teilstipendien für Frauen im Wert von jeweils 5.000 Euro für den Venture Capital-Track des Weiterbildungsprogramms "Certified Private Equity Analyst" (CPEA) vom Bundesverband Beteiligungskapital (BVK) und der Technischen Universität München (TUM). Mit den Teilstipendien macht KfW Capital mehr Frauen auf den Weiterbildungsstudiengang aufmerksam. Für mehr Diversität im VC-Ökosystem ist es wichtig, dass künftig auf allen Ebenen des Marktes mehr Frauen vertreten sind. Die Teilstipendien wurden in einer Verlosung auf dem BVK-Eigenkapitaltag im Mai von KfW Capital-Geschäftsführer Dr. Jörg Goschin gezogen.
Expertinnen und Experten teilen mit interessierten Teilnehmenden ihr Wissen und ihre Erfahrung aus ihren VC-Spezialgebieten. Dabei gibt es ausreichend Gelegenheit zur Diskussion und zum gegenseitigen Austausch und Vernetzen - das ist in wenigen Worten das, wofür die Veranstaltungsreihe "KfW Capital-VC-Academy" steht. Nach erfolgreichem Start im Jahr 2022 setzten wir die Reihe in diesem Jahr mit drei für das VC-Ökosystem aktuellen Themen fort: Im März luden wir zu "Female Investing - mit mehr Diversität zu besseren Investments" ein, im Juni hatten wir u.a. die neue EIF-Chefin Marjut Falkstedt zum Thema "VC-Markt in Europa: Gemeinsam stark?" zu Gast. Die dritte VC-Academy widmeten wir dem Thema "Venture Debt im VC-Ökosystem - Brücke zwischen Venture Capital und Fremdkapital".
Anlässlich ihres 75. Geburtstages veranstaltete die KfW Bankengruppe im Juni einen Zukunftstag im Frankfurter FSV-Stadion. Das spannende Programm mit Beiträgen zu Themen wie "Klima & Umwelt" und "Wirkung managen & privates Kapital mobilisieren" wurde von KfW Capital durch Interviews mit interessanten Gästen ergänzt. Dr. Judith Kölzer-Söding (Aufsichtsratsmitglied von KfW Capital und Gründerin und Geschäftsführerin der Beteiligungsfirma SOVAGE GmbH) und Dirk Schmitz (BlackRock-Länderchef Deutschland, Österreich und Osteuropa) sprachen beispielsweise über das intelligente Zusammenspiel von öffentlichem und privatem Kapital. Auch Dr. Manon Littek, Siegerin des KfW Capital Awards 2022 und Gründerin des Green Generation Funds, gab interessante Einblicke in den Food Tech-Bereich und in die Ernährung der Zukunft. Außerdem präsentierten interessante Portfoliounternehmen einiger Fonds, z.B. Heliathek und NavVis, ihre innovativen Produkte.
KfW Capital "Leading in ESG"
Gemeinsam mit der BMW Foundation Herbert Quandt und Venture ESG veranstaltete KfW Capital die Trainingsreihe "Leading in ESG". Das Training wurde entwickelt, um VC-Fonds bei der Integration von ESG-Aspekten in ihre Geschäftsstrategie zu unterstützen. Der Hintergrund: Nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Investieren wird für VC-Investoren immer wichtiger. Das Interesse ist hoch: Insgesamt haben bislang 14 Fonds an den drei in diesem Jahr veranstalteten Trainings teilgenommen. Die gute Nachricht: Das Training wird auch 2024 wieder angeboten, u.a. mit einer Veranstaltung speziell für Emerging Manager.
KfW Capital professionalisiert ESG-Reporting
Reporting zu ESG - für KfW Capital und die Portfoliofonds ist dies immer wichtigeres Thema: Bereits heute fragt KfW Capital bei den VC-Fonds und deren Portfoliounternehmen gezielt nach Daten zu ESG, wie z.B. Treibhausgasfußabdruck oder Geschlechterverteilung der Mitarbeitenden. 2023 hat KfW Capital die Erfassung, Verwaltung und Berichterstattung von ESG-Daten weiterentwickelt und das ESG-Reporting gemeinsam mit den mehr als 100 VC-Fonds, in die bislang investiert wurde, weiter professionalisiert.
Der KfW Capital-Beirat ist ein wichtiges Beratungsgremium für KfW Capital und versammelt sich einmal im Jahr in einer Präsenzveranstaltung. Aktuell besteht der KfW Capital-Beirat aus 28 Expert/-innen aus allen Bereichen des VC-Ökosystems: dabei sind Fondsmanager/-innen dabei, Investor/-innen, Vertreter der Verbände, Professor/-innen, Kolleg/-innen aus den Ministerien, der Deutschen Börse und aus der KfW. In diesem Jahr traf der Beirat sich zum ersten Mal in der Berliner KfW-Niederlassung. Im Fokus stand der sehr intensive Austausch nach der Paneldiskussion "Der Venture Capital-Markt in Deutschland und Europa: quo vadis?" mit Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, Björn Tremmerie, Head of Technology Investments beim EIF, und Christian Miele, Partner bei Headline.
Gestartet ist KfW Capital 2018 mit 18 Mitarbeitenden, inklusive den beiden Geschäftsführern Dr. Jörg Goschin und Alexander Thees. Nun, fünf Jahre später, hat KfW Capital bereits fast 70 Mitarbeitende. "Mit dem 'Mehr' an Aufgaben ist auch KfW Capital als Unternehmen in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Nur so konnten wir unseren Auftrag der nachhaltigen Stärkung des VC-Ökosystems gut umsetzen. Dabei achten wir auch auf Diversität, denn das ist für uns die Basis eines starken Teams. Beispielsweise ist unser interdisziplinäres Team zu fast 50 Prozent weiblich", sagt Geschäftsführer Alexander Thees zum Personalaufbau, der im Übrigen noch nicht beendet ist.